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Die Festung Poel

Geschichtliches zur Festung und zum Schloss

Nähert man sich zu Wasser oder zu Lande der Insel Poel, ist der Turm der Poeler Kirche mit seinen 47 Metern Höhe schon von weitem sichtbar und führt einen sicher in den Hauptort der Insel – nach Kirchdorf. An der Kirche angelangt, stellt der Besucher fest, dass die Kirche von hohen Wällen umgeben ist. Diese Wallanlagen sind die Überreste einer einst großen und für Mecklenburg einzigartigen Festungsanlage. 

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Der mecklenburgische Herzog Johann Albrecht I. (1525-1576) war nach der Reformation und Säkularisation in den Besitz der geistlichen Poeler Besitzungen gekommen und baute sich ab 1562 südlich der Poeler Kirche - im „Fleckenhagen“ - ein fürstliches Haus. Nach zeitgenössischen Beschreibungen war es "… ein lang steinern Haus, zwei Gemächer hoch, auf Wälsche Art gebauet und mit breitem Stein gedecket. Mitten im Hause gehet eine flache Windeltreppe auf bis unter das Tach." Zum Ende seines Lebens schien Johann Albrecht das Haus jedoch kaum noch zu nutzen und es verfiel in den kommenden Jahrzehnten zur Ruine.
Eine Änderung trat erst ein, als Johann Albrechts Enkel, der junge Herzog Adolf Friedrich I. (1588-1658) die Regierung übernahm. Adolf Friedrich verehrte seinen Großvater und er ging bald daran, die Pläne des Großvaters wieder aufzugreifen. So entstand in ihm auch der Wunsch, das herrschaftliche Haus auf Poel – oder was davon noch übrig war – zu einer Festung auszubauen. Als Baumeister für dieses Vorhaben gewann der Herzog den Emder Ghert Evert Pilooth, der an Martini 1612 in dessen Dienste trat. Im Jahr 1614 begann der Bau der „Veste Poel“ unter Pilooths Leitung, 1618 war die Anlage im Wesentlichen fertig und 1620 in verteidigungsbreitem Zustand.

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Die Reste der Festung Poel aus der Luft. Das die Kirche umgebende Hornwerk ist durch den Baumbewuchs nicht zu erkennen. Gut zu sehen sind hingegen die Wallanlagen in Form eines fünfzackigen Sterns.                                      (Luftbild ©Holger Weitzel, Hamburg www.aufwind-luftbilder.de )

Die Kosten des Festungsbaues waren beträchtlich und werden auf etwa 23.000 Reichstaler geschätzt, obgleich der Herzog die Arbeitskräfte und die Materialien des ganzen Landes dazu heranzog. Aufgebote aus allen Ämtern arbeiteten an dem Schanzwerk unter Führung von Landreitern und Vögten. Am schwersten war natürlich die Bauernschaft auf Poel belastet. Auch nach Beendigung des Baues wurde sie herangezogen, da Pilooth 1619 eine "Bauernwacht" organisierte, nach der von den 37 Bauern auf Poel jede Nacht sechs von ihnen den Wachdienst übernehmen mußten. Nach Abzug der Musketiere, die Kapitän Pilooth anfangs als militärische Besatzung auf dem Schloß hatte, mußten auch am Tage zwei Mann Wache stehen; trotz vieler Klagen zog der Vertreter Pilooths die Bauern zu Fuhrdiensten für die Wälle und zum Exerzieren auf der Festung heran. Der große Krieg warf seine Schatten voraus. 

Ein langes Leben war der Festung Poel nicht gegönnt. So musste sie im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1627 an die kaiserlichen Truppen übergeben werden, wurde 1635 wieder von den Schweden und 1638 erneut von den kaiserlichen Truppen besetzt. Nach dem westfälischen Frieden 1648 kam dann die schon schwer in Mitleidenschaft gezogene Festung samt der ganzen Insel (mit Ausnahme der lübischen Dörfer) an Schweden. Die Festung Poel war in der Folgezeit für die Schweden nicht mehr von Bedeutung und verfiel zusehends. So sind 1659 nur noch Wälle, Mauern und Bedachung übrig. 1694 sind große Teile bereits eingefallen und der Schlossturm fällt bei einem Orkan 1703 in sich zusammen. Die Ruinen des Schlosses dienen in den folgenden Jahrzehnten als “Steinbruch” für die Poeler Bevölkerung und so manches Kirchdorfer Bauern- oder Fischerhaus wurde daraufhin aus den Steinen des ehemaligen Schlosses gebaut.

Überblick
Jahr Ereignis
1614Baubeginn des Fürstlichen Hauses auf der Insel Poel (Festung Poel). Bauherr ist Herzog Adolf Friedrich I. von Mecklenburg-Schwerin.
1620König Gustav II. Adolf von Schweden ist im Mai und Juni zweimal zu Besuch auf der Festung bzw. im Schloß.
1622Herzog Adolf Friedrich I. von Mecklenburg-Schwerin heiratet Anna Maria von Ostfriesland. Das Paar verbringt die Flitterwochen im Schloß.
1626Nachdem sich die politische Lage verschärft, wird die ständige Besatzung der Festung von 33 Mann  auf Befehl des Herzogs um 100 Mann erhöht.
16271627 wird die Festung während des Rückzugs aus Deutschland Hauptquartier der dänischen Armee und am 21. November gleichen Jahres kampflos an die kaiserlichen Truppen unter Wallenstein übergeben.
1628Wallenstein wird im Juni erblich als Herzog mit Mecklenburg belehnt.
1631Schwedische Truppen unter Befehl Königs Gustav II. Adolf besetzten im Oktober Poel. Die Festung und das Schloß sind in einem desolaten Zustand.
1635Nachdem das Herzogtum Mecklenburg Frieden mit dem Kaiser schloß, wurde Poel erneut von schwedischen Truppen besetzt.
1638Kaiserliche Truppen erscheinen auf der Insel.- Die Festung hatte zu dieser Zeit wahrscheinlich bereits ihre strategische Bedeutung verloren. 
1648Im Osnabrücker Vertrag des Westfälischen Friedens werden die Dörfer der Insel Poel als Teil der Herrschaft Wismar an Schweden abgetreten.
1654Das Schloß und die Festung kommen an die schwedische Offiziersfamilie der Grafen Steinberg. Da das Schloß bereits unbewohnbar ist, beziehen die Grafen den Amtshof im Nachbarort Kaltenhof.
1654Poel und sein Schloß sind bis 1654 schwedisches Krongut. Dann kommen das Schloß und die Festung an die schwedische Offiziers-familie der Grafen Steinberg. Da das Schloß bereits unbewohnbar ist, beziehen die Grafen den Amtshof im Nachbarort Kaltenhof.
1682War das Schloß "gäntzlich ruinieret, indem alle Logementer an Fenstern, Thüren, Oefen, und wie es sonsten Namen haben mag, ganz und gar entblößet und spoliiret".
1700Ein Teil des Schlosses ist einsturzgefährdet, der andere Teil bereits zur Ruine verkommen. Nur die unter dem Wall befindlichen Pferde-ställe sind noch wohl erhalten.
1703Bei einem Sturm stürzt der Schloßturm ein.
1911Der Heimatbund Mecklenburg verhindert das von der Gemeinde geplante Anlegen von Promenaden und Gartenanlagen im Festungsgelände.
1928Die Anlage eines "Heldenhains" für die Gefallenen des 1. Weltkriegs auf der Festung wird verhindert.
1931Der nördliche Teil des Hornwerk-Grabens wird zugeschüttet.
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Oben: Dreidimensionale Rekonstruktion der Festungsanlage. Unten: Rekonstruktion der Festungsanlage als Draufsicht nach den vorhanden Plänen und dem Modell im Inselmuseum - vielleicht nicht ganz fehlerfei, aber ich bin ja auch kein Baumeister oder Architekt.

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1. Torhaus,  2. Torfhaus, 3. Vorratshaus, 4. Unterkünfte u. Ställe, 5. Kirche mit Anbauten, 6. Torhaus im Mittelwall, 7. Torhaus u. Brücke, 8. Schloss, 9. Wagenhaus und Marsstall, 10. Back- und Brauhaus, 11. Gewölbedurchgang, 12. Schiffsanleger, 13. Schlossgarten, 14. Pfarrgehöft.

Zu den Buchstaben A, B, C und D siehe die Bilder unten!

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A. Teil des Hornwerks von Norden gesehen. Im Hintergrund die Kirche.

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B. Innenseite des Hornwerks als natüliche Begrenzung des Friedhofs.

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C. Blick vom Hornwerk auf die Wallanlagen In den 1920er Jahren. 

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D. Blick von der Süd-Ost-Bastion ("Spitzeck") in den 1930er Jahren

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