Die Fischerei war neben der Landwirtschaft lange Zeit der zweite Haupterwerbszweig auf Poel. Allerdings setzt die Geschichte der Poeler Fischerei erst viel später ein, nämlich um 1876. Zuvor waren es nur Bauernfischer, die soweit fischen durften, wie sie stehen konnten und dann auch nur mit dem Flachkahn. Mit dem Kahn konnten sie nur rudern oder staken. Es gab auf Poel sehr viele Handwerker, die im Winter ihr Handwerk ausübten und im Sommer dem Fischfang nachgingen. Es wurde geangelt und Aal gestochen. Fischereirechte hatten sie jedoch nicht. Auch durften die Poeler nicht mit Schleppnetzen fischen. Die noch heute beliebten Krabben durften von den Poelern nicht gefangen werden, weil die guten Krabbenstellen bei Brandenhusen und Weitendorf lagen und von den wismarschen Fischern beansprucht wurden, die sogar noch nach 1945 auf ihr Recht pochten. Schließlich hatten sie diese Stellen schon seit der Zeit Heinrichs des Pilgers inne. Aber da die wismarschen Fischer keine Körbe mehr hatten, wurde den Poeler Fischern erlaubt, auch dort fischen zu dürfen (dem Fischer Woest in Weitendorf wurde dazu z.B. seinerzeit eine entsprechende Erlaubnis erteilt). Die gewerbsmäßige Fischerei entwickelte sich auf Poel sehr schnell - innerhalb von nur 25 Jahren! 1876 gab es das erste Boot und den ersten Fischer, und um 1900 waren es schon 100 Fischer, die als hauptberuflich eingetragen waren.
Im Winter wurde auch Aal von den Matrosen gestochen, die im Winter arbeitslos waren. Der Aal wurde nur wenig auf Poel verkauft, das meiste ging nach Wismar. Mit der Zeit vergrößerte sich der Handel, die Poeler Aale wurden auf Poel geräuchert und nach Wismar gebracht. Der Handel nahm langsam größere Formen an und der „Wismarer Aal“ wurde berühmt, der eigentlich Poeler Aal war.
Die Angeln wurden selbst verfertigt aus Messingdraht, diese Arbeit war sehr mühselig, aber die Angeln waren sehr haltbar, weil sie sehr biegsam waren. Als Köder wurde die Krabbe oder der Sandwurm benutzt. Als Eisfischerei kam nur das Aalstechen in Frage, es wurde blind gestochen. Zum Aalstechen gehörte im Sommer das Blüsen. Dazu gehörten Feuerkörbe, die am Bug des Flachbootes befestigt wurden.
Aal
Dorsch
Butt
In den 1870er Jahren wurde das erste Zeesboot vom Darß gekauft, die späteren wurden auf Poel gebaut. (siehe auch das Modell in der Kirche). Dieses Zeesboot war besonders geeignet, die Zeese, ein Schleppnetz mit einer Fangfläche und in der Mitte einem Sack, zu ziehen. Die ersten Zeesen wurden von einem namens Moll gebaut, bis dahin wurden nur Jollen in Fährdorf gebaut. Moll baute die Zeesen(boote) im Rohbau fertig, die Fischer mussten den Rest machen. Zwei Boote wurden im Sommer gebaut.
Der Kirchdorfer Hafen 1909 ...
... noch ohne Kaimauer ...
... nur mit schmalen Stegen
Der gefangene Fisch wurden in Wismar an die Fischfrauen verkauft, auf deren Gnade sie auch angewiesen waren. Sie machten die Preise und es kam nie mehr heraus, als um das nötigste zum täglichen Leben zu haben. Später wurden die Fische an Händler verkauft und es wurden Richtpreise eingeführt. Um 1890 kostete das Pfund Aal 35 Pfennige. Butt wurde nach Steigen verkauft. Eine kleine Steige kostete 60 Pfennige, eine große Steige 80 Pfennige. Dorsch das Pfund 6-8 Pfennige. Preise, von denen man heute nur träumen kann ...
Zwei Zeesboote vor Poel in den 1930ern
Trocknende Fischernetze um 1930
Der Kirchdorfer Hafen im Jahr 1961
Neben Aal waren einst auch Poeler Krabben ein Verkaufsschlager. Krabben waren damals sehr teuer, sie kosteten das Pfund 1,50 Mark. Gefangen wurden und werden die Krabben mit speziellen Krabbenkörben. Auch die Krabben wurden zumeist an Wismarer Händler verkauft, wie auf dem links zu sehenden Werbeschild ersichtlich wird. Heute sind Poeler Krabben, wenn überhaupt, nur in der kurzen Saison im Juni zu bekommen, denn sie sind wie der Poeler Aal selten geworden. Geschmacklich stehen sie übrigens den viel bekannteren Nordseekrabben in nichts nach, im Gegenteil, sie sind größer und weitaus schmackhafter. Der Name "Krabbe" ist hier im übrigen etwas irreführend, denn die korrekte Bezeichnung lautet Ostsee-Garnele (Palaemon adspersus). Aber das nur am Rande ...
Nachstehend die Bildnisse einiger Poeler Fischer. Gezeichnet hat sie der Maler Karl Christian Klasen in den 1930er Jahren. Die Originale gingen bei einem Luftangriff auf Berlin verloren. Die Bilder erschienen aber auch als Postkartenserie, von der die hier eingestellten Scans stammen.
Adolf Waack (1871-1944)
Heinrich Schwarz (1877-1941)
Alfons Waack (1910-1963)
Eduard Gössel (1919-1941)
Gustav Burmeister (1881-1963)
Hermann Lange (1903-1971)
Hermann Schwarz (1867-1946)
Jakob Waack (1882-1949)
Otto Burmeister (1895-1963)
Paul Schwarz (1880-1965)
Ernst Lembcke (1876-1952)
Walter Post (1911-1997)
Copia Protocollum
gehalten
Großhz. Amt Poel zu Kaltenhof, d. 24 May 1854
in Gegenwart
des Herrn Amtsmitarbeiters Adv. Zickermann
a me subscr[iptor]
Man hatte auf heute laut [64] aet. die Fischer
Brusch und Schwarz von Gollwitz, Pet. Steinhagen
Weitendorf, Gagzow Vorwerk und Grützmacher
Fährdorf vorgeladen, um mit ihnen aus
Veranlassung namentlich der vom Großh. Amte
Neubukow mehrfach eingegangenen Beschwerden
über das von den Poeler Fischern betriebene
verderbliche Aalsegeln wegen Abstellung desselben
zu reden.
Erschienen waren nur die beiden genannten Fischer
von Gollwitz und sprach nur mit ihnen zunächst
extraprotokollarisch weitläufig aus der Sache. Als
Resultat solcher Besprechung ergab sich: Beide
Comparenten wandten ein, daß das Aalsegeln
allerdings von sämmtlichen Poeler Fischern auf der
Gollwitzer Seeseite, auch in neuerer Zeit, betrieben
werde. Dieselben sein aber, wenn anders sie von von
ihrem Gewerbe leben sollten zu dieser
dieser Art Fischereibetrieb gezwungen, solange die
die Wismarschen, die Wustrower, die Tessendorfer
und namentlich die Alt Gaarzer Fischer, während der
altherkömmlichen Schonzeit vom 1. Mai bis Jacobi
jeden Jahres das Fischen mit der Zeise nicht
unterließen. Das enge Netz der Zeise halte auch
die junge Brut fest und werde dadurch dem Fischfange
ein bei Weitem größerer Schaden zugefügt, als
durch das s. g. Aalsegeln. Sie baten thunlichst dahin
wirken zu wollen, daß während der angegebenen
Schonzeit das Fischen mit der Zeise von den
betreffenden Ortsobrigkeiten, namentlich zunächst
von dem Großh. Amte Neubukow untersagt werde,
wohingegen sie im Namen sämmtlicher Poeler
Fischer das Versprechen geben zu können
verneinten, daß von deren Seite das Aalsegeln
fortan ganz, auch außer der Schonzeit unterlassen
werde, event: wollen sie, die Comparenten gegen
Contraventionen schon wachen, da sie von Gollwitz
aus sehr wohl vermögte. Sie selbst wünschten
nichts sehnlicher als das jede Art des
mißbräuchlichen Fischfanges unterbleibe, da
da dasselbe nothwendig den Ruin sämmtlicher
Betheiligter herbeiführen müsste. Sie würden sich
daher, sobald von den genannten fremden
Obrigkeiten gegen das Zeisen die erforderlichen
Verbote erlassen wären, besonders angelegen sein
lassen auf etwaige auch etwaige desfallige
Contraventionen zu weiteren Maaßnahmen
ungesäumt dem Amte anzuzeigen. Nur durch
solche Überwachung der Fischer unter einander
seien ihrer Meinung nach den Verboten gegen den
mißbräuchlichen Fischfang nachdrückliche Geltung
zu verschaffen. Auf besonderes Befragen
erklärten Comparenten endlich noch, dass auch
schon falls das Zeisen nur für die Monate Juni und
Juli, der hauptsächlichen Aalbrutzeit, unterbleibe,
sämmtliche Poeler Fischer das Aalsegeln unterlassen
würden. Nach verlesenem und genehmigten
Protocoll ist unter Entlassung der Vorgenannten
geschlossen.
In fidem R. Jentzen
Amts…
Nachträglich wurde bemerkt, daß der Fischer Stein-
Steinhagen von Weitendorf sich früher bereits gegen
den Diriganten (?) eben dahin wie nach obigem
heute die Gollwitzer Fischer ausgesprochen
hatte.
In fidem
R. Jentzen
Adv.
Coll. R. Jantzen