Im äußersten Nordosten der Insel Poel liegt das kleine Dorf Gollwitz. Das einstige Bauern- und Fischerdorf ist eines der drei Poeler Dörfer, die slawischen Ursprungs sind, also schon vor der Kolonisation durch deutsche Siedler im 13. Jahrhundert existierte. Zwei mögliche Deutungen des Ortsnamens Gollwitz lauten: “Ort des Golu” oder auch “kahler Ort”. Die Gollwitzer Feldmark grenzt im Osten an die Kaltenhöfer Feldmark und im Süden an die Vorwerker Feldmark.
Daneben existierte in der Vergangenheit noch ein weiterer Ort zwischen Gollwitz und dem heutigen Kaltenhof. Dieser Ort wurde im 14. Jahr-hundert durch einen der deutschen Lokatoren namens Wasmodus gegründet und nach diesem “Wasmodesdorp” genannt. Dieser Ort hieß später Wester-Gollwitz und ging im 16. Jahrhundert im neu errichteten Amtsbauhof Kaltenhof auf. Einzig ein Gehöft des ehemaligen Westergollwitz blieb bis Mitte des 18. Jahrhunderts selbständig und nannte sich nach seinen Besitzern, einer Familie Prien auch “Prienshof”, bis auch dieser 1750 dem Kaltenhof zugelegt wurde. Die Bezeichnungen von Gollwitz und Westergollwitz wechselten in der Vergangenheit desöfteren; so wurde das eigentliche Gollwitz auch als Oster-Golwitz oder Ferne-Gollwitz bezeichnet, während Westergollwitz auch als Neger-Gollwitz (neger = nieder-deutsch für näher) bezeichnet wurde. Auch wurden die einzelnen Höfe in der Vergangenheit den beiden Dorfern teilweise verschiedentlich zugeordnet.
Das Dorf Gollwitz bestand offenbar seit jeher aus nur drei Hofstellen, wie aus verschiedenen Steuerlisten auch hervorgeht. Aus denselben Listen erfahren wir auch etwas über die Namen der damaligen Besitzer der Hofstellen und die Größe der Höfe. Leider fehlen auch für Gollwitz bisher die nötigen Quellen für den Zeitraum zwischen 1600 und 1700, um die späteren Hoffolgen zuzuordnen.
Die Rekonstruktion der Hoffolgen ist oftmals sehr schwierig. Oft fehlen wichtige Daten, die eine korrekte Zuordnung erschweren oder gar unmöglich machen. Das gilt insbesondere für die frühen Generationen. Ein Beispiel: Oft übernahm der Hoferbe den elterlichen Hof zum Zeitpunkt der eigenen Eheschließung und die Eltern gingen auf das Altenteil. Das war in der Regel der älteste Sohn. Aber auch das galt bei weitem nicht immer. Eignete sich der älteste Sohn nicht für eine Hofübernahme, weil er krank war, sich charakterlich nicht eignete oder nicht heiratete, so konnte der Hof auch von einem jüngeren Sohn übernommen werden. Gab es keine Söhne, erbte in der Regel die älteste Tochter. Aber auch hier gab es durchaus Abweichungen von der Regel. So erbte den Hof unter Umständen auch der älteste Sohn aus einer zweiten Ehe des Vaters oder der Interimswirt blieb aus irgendwelchen Gründen auf dem Hof und dessen Familie führte den Hof über die nächsten Generationen weiter. Auch wenn ein Hof verkauft wurde, lässt sich das Jahr des Verkaufs nicht immer genau bestimmen. Die nachfolgenden Hoffolgen sind daher nur als ein Versuch der Rekonstruktion zu betrachten. Gern nehme ich hier aber Ergänzungen und Korrekturen entgegen! Wenn Du hier etwas beitragen kannst, nutze einfach das Kontaktformular!
Hoffolge der Gollwitzer Hofstelle I (Hufe I, Erbpachthof I)
Name | Zeit | Bemerkungen |
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Peter Ruge | 1694-1703 | → Herkunft unbekannt Peter Ruges Herkunft ist unbekannt. Als Hauswirt wird er im Inventarium von 1694 erwähnt: ,,Peter Ruge ein Baumann, dessen Frau Anna Prien, ein Kind Ilse 2 Jahre alt. An Vieh 10 Pferde 1 Füllen, 3 Ochsen, 2 Rinder 6 Schafe 14 Schweine; Haus von 7 Verbundten in ziemlichen Stande, nur ist das Dach hin und wieder abgedeckt. Hat keine Scheune, 3 ¾ Hufen Land“. Peter Ruge starb vor 1709. |
Hinrich Prien | 1703- 1712 | → Interimswirt, Herkunft unbekannt Zu Hinrich Priens familiärer Herkunft ist nichts weiter bekannt. Er war sicher von Poel und entstammte der alten Familie Prien, die schon seit Generationen auf der Insel lebte. Er war vermutlich der zweite Ehemann von Peter Ruges Witwe und führte den Hof als Interimswirt. Laut schwedischer Landesaufnahme von 1698 hat der Hof seinerzeit 3 ¾ Hufen Land. Hinrich Prien stirbt 1712 in Gollwitz. |
Jochim Lembke | 1712-1729 | → Schwiegersohn von Peter Ruge Jochim Lembke stammte aus Fährdorf von Hof I. Seine Eltern waren der dortige Schulze, Hausmann und Kirchenjurat Harm Lembke und dessen Ehefrau Engel geb. Satow. Geboren wurde Jochim in Fährdorf um 1682. Am 17. Oktober 1713 heiratet er Elsabe, „des sehl. Peter Rugen gewesenen Hauswirth zu Gollwitz hinterbliebene Tochter“ und übernimmt den Hof von Hinrich Prien, dem kurz zuvor verstorbenen Stiefvater seiner Frau. Jochim Lembke stirbt um den Jahreswechsel 1728/29 und wird am 3. Januar 1729 in Kirchdorf beerdigt. Seine Witwe heiratet noch im selben Jahr Claus Fehrmann. Sie selbst stirbt im April 1751 in Gollwitz. |
Claus Fehrmann | 1729-1746 | → Interimswirt Claus Fehrmann war „des alten Peter Fehrmann vieljährigen Haußwirt aus Malchow eheleibl. mittelster Sohn“, Seine Mutter war eine geborene Bernitt. Claus kam vor 1709 zur Welt. Am 20. Juli 1729 heiratet er Jochim Lembkes Witwe und wird Interimswirt sowie Stiefvater der sechs Kinder seiner Frau, Er überlebt seine Frau um 21 Jahre und stirbt im Mai 1772 als Altenteiler in Gollwitz. |
Jochim Lembke | 1746-1763 | → Sohn von Jochim Lembke, Stiefsohn von Claus Fehrmann Jochim Lembke wurde um den 17. Januar 1720 in Gollwitz geboren und am 20. Januar getauft. Am 10, November 1746 heiratet er die Fährdorfer Hauswirtstochter Lucia Steinhagen. Wohl nach der Heirat übernimmt der den väterlichen Hof von seinem Stiefvater und Interimswirt Claus Fehrmann und bleibt als Hauswirt bis 1763 auf der Stelle. Dann stirbt er mit nur 43 Jahren. Seine Witwe heiratet kurz darauf den zehn Jahre jüngeren Fährdorfer Hauswirtssohn Hans Schabbelt. Lucia Lembke geb. Steinhagen stirbt am 16. August 1800 mit 74 Jahren. |
Hans Schabbelt | 1764-1781 | → Interimswirt Hans Schabbelt wurde 1725 in Fährdorf als Sohn des dortigen Hauswirts Martin Schabbelt geboren. Durch seine Heirat mit Jochim Lembkes Witwe wird er Interimswirt auf Hof II und bleibt dies bis 1781. Dann übergibt er den Hof an seinen Stiefsohn Jochim Lembke und geht mit seiner Frau auf das Altenteil. Nach dem Tod seiner Frau im Jahr 1800 heiratet er 1802 in zweiter Ehe die Witwe Catharina Margaretha Peters geb. Pierstorf. Hans Schabbelt stirbt 1825 im Alter von 88 Jahren in Gollwitz, seine zweite Frau 1822 mit 68 Jahren. |
Jochen Lembke | 1781-1812 | → Sohn von Jochim Lermbke, Stiefsohn von Hans Schabbelt Jochen Lembke, der 1747 geborene Hoferbe, heiratet am 9. November 1781 Christina Agneta Steinhagen, eine Tochter seines Nachbarn Hinrich Steinhagen von Gollwitz Hof II. Im selben Jahr übernimmt er den Hof von seinem Stiefvater und Inerimswirt Hans Schabbelt. Am 25. Januar 1796 brennt das Gehöft nieder und wird von Jochen Lembke wieder aufgebaut. Am 19. Juli 1805 stirbt Jochen Lembke im Alter von 57 Jahren durch einen Unfall. Er ,,ward vorgestern vom Pferde geschlagen, woran er heute starb”, schreibt der Pastor in das Kirchenbuch. Seine Witwe überlebt ihn um 30 Jahre; sie stirbt am 6. Februar 1836. |
Jochim Lembke | 1812-1838 | → Sohn des vorigen Jochim Lembke, der älteste Sohn des vorigen, wird am 28. Januar 1786 in Gollwitz geboren. Kurz vor der Hochzeit stirbt am 14. November 1812 seine Verlobte Anna Agneta Wegener, eine Tochter des Hausmanns Hans Wegener von Weitendorf Hof I. Wenige Tage vor ihrem Tod bringt Anna Agneta Wegener noch den gemeinsamen Sohn Jochim zur Welt. "... sie war Braut von dem Hausm. Jochim Lembke in Gollwitz, ward vor acht Tagen entbunden und starb heute am Durchfalle” ist im Kirchenbuch zu lesen. Ein Jahr später, am 12. November 1813 heiratet Jochim Lembke Anna Maria Wegener, eine Schwester seiner verstorbenen Verlobten. Diese zweite Ehe bleibt kinderlos. Jochim Lembke stirbt am 23. Februar 1853 im Alter von 67 Jahren als Altenteiler und ehemaliger Kirchenjurat in Gollwitz an einem Leberleiden. Seine Witwe verheiratet sich 1854 mit dem aus Fährdorf stammenden Wismarer Schiffer Hans Hinrich Gagzow. Sie stirbt am 19. Juni 1867 in Wismar. |
Jochim Lembke | 1839-1865 | → Sohn des vorigen Jochim Lembke wird am 7. November 1812 in Weitendorf, wohl auf dem elterlichen Hof seiner Mutter geboren. Als nichtehelicher Sohn hätte er wohl keine Chance auf die Übernahme des väterlichen Hofes gehabt. Da seine Eltern jedoch bereits verlobt waren und er das einzige Kind seines Vaters war, wird er als Hoferbe anerkannt. Am 18. Mai 1838 heiratet Jochim Lembke die aus Seedorf stammende Anna Maria Steinhagen und Jochim Lembke übernimmt den Hof. Dem Paar werden bis 1846 sieben Kinder geboren, doch 1847 stirbt Jochim Lembkes Frau mit nur 35 Jahren. Am 10. März 1848 heiratet Jochim Lembke, inzwischen vom Hausmann zum Erbpächter geworden, in zweiter Ehe die aus Fährdorf Hof III gebürtige Anna Sophia Paetow. Auch aus dieser Ehe entstammen sieben Kinder. Am 24. September 1880 stirbt Jochim Lembke in Gollwitz. Er wurde wie sein Vater 67 Jahre alt und starb ebenfalls an einem Leberleiden. |
Erdmann Lembke | bis 1877 | → Sohn des vorigen Erdmann Lembke wird als drittes Kind am 5. Oktober 1840 in Gollwitz geboren. Als er am 1. Dezember 1877 37-jährig stirbt, wird er als Erbpächter zu Gollwitz bezeichnet. Offenbar hatte er den väterlichen Hof übernommen, obwohl er unverheiratet war (seine beiden älteren Brüder starben bereits im Kindesalter und auch sein nächstjüngerer Bruder Carl war noch unverheiratet.) Warum sein jüngster Bruder Gottlieb Gustav den Hof nicht übernahm - er war schließlich seit 1868 verheiratet - bleibt unklar. |
Carl Lembke | 1877-1913 | → Bruder von Erdmann Lembke Hans Carl Lembke, Erdmanns jüngere Bruder, wird am 14. Dezember 1841 in Gollwitz geboren. Als er am 8. Juli 1892 die aus Bössow stammende Gutsbesitzertochter Karoline Anna Dorothea Bibow heiratet, ist er bereits 50 Jahere alt. Seine 25 Jahre jüngere Frau schenkt ihm zwei Kinder, von denen das ältere, die 1896 geborene Tochter Karla, später einen Wismarer Kaufmann heiratet. Sohn Hans, geboren am 28. März 1898, wird später Diplom-Ingenieur in München. Für das Jahr 1908 wird die Grüße des Hofers mit 61 Hektar angegeben und an Vieh hät Lembke sieben Pferde, 30 Rinder (davon 12 Kühe) und 10 Schweine. 1913 verkauft Carl Lembke seinen Hof an seinen entfernten Vetter Dr. Hans Lembke aus Malchow. |
Dr. Hans Lembke | 1913- 1945 | → aus Malchow Nach dem Erwerb des Hofes gliedert Dr. Hans Lembke den Gollwitzer Hof ein sein Saatzucht-Unternehmen ein. Er bleibt bis 1945 Eigentümer und wird dann im Zuge der Bodenreform enteignet. |
Wohnhaus von Gollwitz Hof I auf einer Ansichtskarte um 1905. Vor dem Haus die damalige Besitzerfamilie um Carl Lembke mit Gästen.
Das sogenannte "Sommerhaus" gehörte zu Hof I und diente schon um 1900 der Beherbergung von Sommergästen. Ganz rechts Carl Lembke.
Gollwitz Hof I - ein klassischer Dreiseitenhof mit Scheune und Großviehstall (Zustand vor 1945)
Gollwitz Hof I - derselbe Dreiseitenhof aus einer leicht anderen Perspektive (Zustand vor 1945)
Der Hofplatz von Gollwitz I heute: An Stelle der Scheune und des Großviehstalls steht jetzt eine Ferienappartementanlage.
(Zustand 2007)
Das ehemalige Wohnhaus von Gollwitz Hof I befindet sich direkt hinter der Ferienappartementanlage und wird nach wie vor als Wohnhaus genutzt. (Zustand 2020)
Hoffolge der Gollwitzer Hofstelle II (Hufe II, Schulzenhof, Erbpachthof II)
Name | Zeit | Bemerkungen |
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Hinrich Steinhagen | 1661- 1694 | → Herkunft unbekannt Hinrich Steinhagens familiäre Zuordnung ist heute nicht mehr möglich. Sicher war er Poeler. Er übernimmt 1661 die durch den Dreißigjährigen Krieg ruinierte und wüst liegende Stelle in Gollwitz und wird Hauswirt. Im Jahr 1698 wird er als Altbauer, d.h Altenteiler erwähnt. Hinrich Steinhagen stirbt zwischen 1698 und 1709 vermutlich in Gollwitz. |
Peter Jensen | 1694-1698 | → Interimswirt, aus Holstein Erwähnt wird Peter Jensen in einem Inventarium von 1694: ,,Hinrich Steinhagen, itzo Peter Jensen ein Baumann aus Holstein gebürtig dessen Frau Ilse Prienen, haben keine Kinder; Vieh 10 Pferde, 30 Ochsen, 2 Kühe 1 Kalb, 5 Schaafe 12 Schweine; Haus 7 Verbundte und in dem letzten Sturm abgedeckt, hier und da verrottet. Hat keine Scheune, muß daher sein Korn in Miete setzen lassen. Eine Kate hierbei von 3 Gebinden worin Hinrich Steinhagen wohnt. Hat 4 Hufen, klagt, dass von Jahr zu Jahr Land abgespült wird.“ Laut schwedischer Landesaufnahme von 1698 wohnt er "...auf einem alten Schulzenhof, zu dem vier Hufen gehören." Peter Jensen war möglicherweise Interimswirt und übte dann in dieser Zeit auch das Schulzenamt aus, das mit dieser Hofstelle verbunden war. Er stirbt im Dezember 1715. |
Erdmann Steinhagen | bis 1742 | → Sohn von Hinrich Steinhagen Geboren wird Erdmann Steinhagen um das Jahr 1685. Wann Erdmann Steinhagen den Hof von Peter Jensen überahm, ist nicht bekannt. es muss wohl aber vor 1708 gewesen sein, denn um 1708 wird Erdmanns Sohn Hinrich, der spätere Hoferbe, geboren. Folglich muss Erdmann zu jener Zeit schon verheiratet gewesen sein, was i.d.R. eine Voraussetzung für die Hofübernahme war. Der Name seiner ersten Ehefrau, mit der er den gemeinsamen Sohn und Hoferben Hinrich hat, ist nicht bekannt. Sie stirbt vor 1716. In zweiter Ehe heiratet Erdmann Steinhagen am 22. Februar 1716 Maria Schmidt, die jüngste Tochter des Russower Windmüllers Jacob Schmidt. Erdmann stirbt Ende April 1768 in Gollwitz, seine zzweite Frau im März 1761. |
Hinrich Steinhagen | 1742-1783 | → Sohn des vorigen Der Hausmann und Schulze Hinrich Steinhagen wird als Sohn des vorigen um 1708 in Gollwitz geboren. Er heiratet am 29. November 1742 Anna Maria Evers, die zweitälteste Tochter des Lübischen Oberschulzen Peter Evers von Brandenhusen Hof I, wo sie 1724 geboren wird. Wohl im selben Jahr übernimmt Hinrich Steinhagen den Hof. Das Paar bekommt zehn Kinder, von denen Hinrich, der 1748 geborene dritte Sohn (seine beiden älteren Brüder sterben bereits im Kindesalter) später den Hof übernehmen wird. Der 1755 geborene Sohn Jochen wird später Hauswirt durch Einheirat auf Hof II in Gollwitz. Hinrich Steinhagens Frau stirbt im Juni 1783 mit 58 Jahren, er selbst, fast achzigjährig, am Heiligabend 1788. |
Hinrich Steinhagen | 1783-1789 | → Sohn des vorigen Hinrich Steinhagen wird im April 1748 in Gollwitz geboren. Er heiratet am 31. Oktober 1783 Anna Maria Evers, die nicht nur den gleichen Namen wie seine Mutter trägt, sondern auch aus derselben Familie stammt. Denn sie ist eine Tochter des Oberschulzen Jochim Hinrich Evers. Dieser war ein Bruder von Hinrich Steinhagens Mutter Anna Maria - folglich ist Hinrichs Ehefrau auch seine Cousine mütterlicherseits. Hinrich übernimmt den väterlichen Hof und übernimmt zugleich das Schulzenamt. Das Paar bekommt vier Söhne, von denen der zweite bereits im Kindesalter stirbt. Nach nur sechsjähriger Ehe stirbt Hinrich Steinhagen ,,an den Folgen eines alten Schadens, langwierige Krankheit”. Seine Witwe heiratet ein Jahr später ihren Schwager David. |
David Steinhagen | 1790-1814 | → Interimswirt, Bruder von Hinrich Steinhagen David Steinhagen, der zwölf jahre jüngere Bruder Hinrichs, heiratet die Witwe seines Bruders am 19. November 1790. Durch die Heirat wird er Interimswirt und für diese Zeit auch Schulze zu Gollwitz. Dieser Ehe entspringen acht Kinder. Als der Hoferbe Jochim Hinrich 1814 heiratet, gib er den Hof an ihn ab und geht auf das Altenteil. Sein Leben endet tragisch am späten Abend des 13. März 1825: ,,Er ging des Abends um 9 Uhr bei einem schrecklichen Schneegestöber und einer heftigen Kälte von Kirchdorf nach Gollwitz, verirrte sich und erfror. Nach langem Suchen ward er nach fünf Tagen wiedergefunden und am 20. beerdigt“ . Seine Witwe überlebt ihn um fast 20 Jahre. Sie stirbt am 26. September 1843 im Alter von 81 Jahren in Gollwitz an Altersschwäche. |
Jochim Hinrich Steinhagen | 1814-1842 | → Sohn von Hinrich Steinhagen, Stiefsohn von David Steinhagen Jochim Hinrich, benannt nach seinem Großvater mütterlicherseits, wird am 17. Juli 1785 in Gollwitz geboren. Er heiratet am 28. Dezember 1814 seine Cousine Anna Maria Steinhagen, eine Tochter des Vorwerker Schulzen David Steinhagen und dessen Ehefrau Anna Lucia Evers, einer Schwester von Jochim Hinrichs Mutter Anna Maria. Er übernimmt nach der Heirat als Hausmann und Schulze den väterlichen Hof. Später wird er Erbpächter. Wann und wo Jochim Hinrich und Anna Lucia Steinhagen starben, ist nicht bekannt. Möglicherweise zogen sie nach der Hofübergabe nach Wismar. |
Heinrich Steinhagen | 1842-1862 | → Sohn des vorigen Joachim Heinrich Steinhagen wird als Sohn des vorigen am 9. Februar 1815 in Gollwitz geboren. Er ehelicht am 29. Juli 1842 Anna Maria Haland, eine Tochter des Timmendorfer Erbpächters und Schulzen David Haland. Das Paar bekommt in den folgenden Jahren neun Kinder. Einige Jahre nach der Hofübernahme kauft Heinrich Steinhagen den Gollwitzer Hof III, die sogenannte Wachenhusensche Stelle, hinzu und verdoppelt damit seine Ackerfläche. Um 1862 gibt er seinen Hof an seinen Sohn Gustav ab und zieht als Rentier nach Wismar. Hier wird er 1881 noch einmal erwähnt. Er stirbt zwischen 1881 und 1886, denn als seine Frau am 20. Juni 1886 in Wismar stirbt, ist diese bereits Witwe. |
Gustav Steinhagen | ab 1886? | → Sohn des vorigen Gustav Julius Steinhagen Sohn des vorigen, wird am 29. September 1843 in Gollwitz geboren. Als er am 11. September 1868 in Schwerin die Prosekener Pastorentochter Elise Henriette Amalie Schaumkell ehelicht, ist Gustav Steinhagen bereits Pensionär zu Rütinger Steinfort. Dort bleibt er bis in die 1880er Jahre. Dann erscheint er 1890 als Gutspächter zu Strohkirchen bei Rehna. Den Gollwitzer Hof scheint Gustav Steinhagen nach dem Tod seiner Eltern wohl noch einige Jahre besessen zu haben, denn im selben Jahr erscheint der spätere besitzer Ernst Beyer dort noch als Wirtschafter. Ökonomierat Gustav Steinhagen stirbt am 20. November 1911 in Schwerin und wird drei Tage später in Rehna beerdigt. |
Ernst Beyer | 1890-1931 | → aus Niendorf Hans Joachim Ernst Beyer stammte aus Niendorf und war der ältere von zwei Söhnen des dortigen Erbpächters Hans Beyer und dessen Ehefrau Anna Lucia geb. Steinhagen. Geboren wird er am 7. Mai 1856. War er um 1890 noch Wirtschafter auf dem Steinhagen´schen Hof, erscheint er einige Jahre später dort als Erbpächter. Wann genau er den Hof kaufte, ist bisher nicht bekannt. Ernst Beyer besitzt den Hof bis 1931 und setzt sich dann als Rentier zur Ruhe. Seinen Lebensabend verbringt er in Gollwitz, wo er am 19. April 1943 im Alter von 86 Jahren stirbt. |
Frieda Wegener/ Gustav Wegener jr. | 1931-1945 | → aus Fährdorf Frieda Sophia Henrika Wegener, geb. Levetow, stammte aus Wittenbeck bei Doberan, wo sie am 27. September 1878 geboren wurde. Am 4. April 1902 heiratet sie den Fährdorfer Pferdehändler Gustav Paul Eduard Wegener. Als Witwe, ihr Ehemann starb 1924, kauft sie 1931 von Ernst Beyer Hufe II des Gollwitzer Hofes. Zeitgleich kauft ihr 1905 geborener Sohn Gustav Christian Hans Wegener den anderen Teil, die Hufe III des Hofes. Ab 1937 ist Gustav Wegener jr. alleiniger Besitzer des Gollwitzer Hofes, bestehend aus den beiden ehemaligen Höfen II und III. Im Zuge der Bodenreform wird Gustav Wegener 1945 entschädigungslos enteignet. Er ist neben Dr. Hans Lembke der einzige Poeler Hofbesitzer, der nach seiner Enteignung in Mecklenburg bleibt. Er lässt sich in Dorf Redentin nieder, wo er am 16. April 1969 stirbt. |
Ernst Beyer war Erbpächter auf Hof II von 1890-1931 (Foto aus seinen jungen Jahren).
Frieda Wegener, geb. Levetzow kauft Hof II im Jahr 1931 von Vorbesitzer Ernst Beyer.
Gustav Wegener kauft 1931 Hof III von Ernst Beyer und ist ab 1937 auch Besitzer von II.
Hoffolge der Gollwitzer Hofstelle III (Hufe III, Erbpachthof III)
Name | Zeit | Bemerkungen |
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Jürgen Sprenger | 1661-1694 | → Herkunft unbekannt Hauswirt Jürgen Sprengers Herkunft ist unbekannt. Wahrscheinlich kam er vom Festland. Er übernimmt 1661 die durch den Dreißigjährigen Krieg ruinierte und wüst gefallene Bauernstelle in Gollwitz. 1694 heißt er zu ihm: ,,Jürgen Sprenger ein Baumann, deßen Frau Margaretha Evers, hat 4 Kinder Hinrich 25 Hans 23 welcher schon in Kirchdorf woht, Ilse 26, Claus 19 Jahre, an Vieh: 8 Pferde 3 Ochsen 2 Kühe 10 Schweine 6 Schafe, Haus in ziemblichen Stande, nur sind 2 Sparren zerbrochen und hat der Wind das Dach etwas abgedecket. Hat 4 Hufen Land.“ |
Hinrich Sprenger | 1698-1715 | → Sohn des vorigen Hinrich Sprenger übernimmt den väterlichen Hof wohl irgendwann zwischen 1695 und 1698. In der schwedischen Landesaufnahme von 1698 wird er bereits als Bauer zu Gollwitz erwähnt. Er stirbt im März 1715 in Gollwitz und wird am 20. März beerdigt. Wann er heitratete und wie seine Ehefrau hieß, ist nicht bekannt. |
Peter Jörß | 1716-1733 | → Interimswirt, Herkunft unbekannt Seine Einordnung ist schwierig. Vermutlich heiratet Peter Jörss (auch Jürss!) um oder kurz nach 1715 die Witwe seines Vorgängers Hinrich Sprenger und wird dadurch Interimswirt von Hof III. Am 8. Juli 1750 stirbt "die alte Jürssen Frau in Gollwitz" - hier ist wohl die Witwe Sprenger, wiederverheiratete Jörss gemeint. Als Peter Jörs am 3. Dezember 1751 noch einmal eine Witwe heiratet, wird er als Einlieger zu Gollwitz bezeichnet. Am 20. November 1770 wird Peter Jörß zu Grabe getragen. Im Kirchenbuch heißt es dann aber zu ihm: "Der alte Hausmann Jürs in Golvitz, welcher über 90 Jar alt war". Vermutlich geht Peter Jörs, der wohl zwischen 1670 und 1680 geboren wurde, schon 1730 auf das Altenteil, als sein mutmaßlicher Stiefsohn Hans Sprenger heiratet udn damit den Hof übernimmt. |
Hans Sprenger | 1733-1757 | → Sohn von Hinrich Sprenger Hans Sprenger, „des seel. Hinrich Sprenger vieljährigen Haußwirts aus Gollwitz hinterlaßener ältester Sohn“, wird um 1705 in Gollwitz geboren. Am 30. November 1730 heiratet er Eva Schwartz, ,,Hanß Schwartzen Haußwirt aus Gollwitz eheleibl. ältester Tochter”, wie das Kirchenbuch berichtet. Hier irrt allerdings der eintragende Pastor, denn Hausmann Schwartz saß in Vorwerk und nicht in Gollwitz! Vermutlich nach seiner Eheschließung übernimmt Hans Sprenger den Hof und führt ihn bis zu seinem Tod im Januar 1757. Nach seinem Tod übernimmt aber nicht sein 1733 geborener Sohn Hans den Hof (er wird durch Einheirat Hausmann in Timmendorf), sondern seine 1739 geborene Tochter Catharina Eva bringt den Hof in ihre Ehe mit Jochim Schröder ein. Hans Sprengers Witwe stirbt 1773 in Gollwitz. |
Jochim Schröder | nach 1762-1782 | → Schwiegersohn von Hans Sprenger Jochim Schröder stammte aus Kirchdorf, wo er 1731 geboren wurde. Am 15. November 1759 heiratet er Catharina Eva Sprenger, die den väterlichen Hof mit in die Ehe einbringt. Bis mindestens 1762 lebt er mit seiner Frau noch in Kirchdorf, wo auch die ersten beiden Kinder geboren werden. Nach 1762 bis etwa 1782 führt Jochim Schröder dann den Gollwitzer Hof als Hausmann und wird, nachdem sein Schwiegersohn den Hof übernommen hat, Krüger in Kirchdorf. Dort stirbt er am 29. März 1791. Über das weitere Schicksal seiner Frau ist nichts bekannt. |
Jochen Steinhagen | 1782-1806 | → Schwiegersohn von Jochim Schröder Jochen Steinhagen stammte aus Gollwitz von Hof II, wo er 1755 geboren wird. Seine Eltern waren der Hausmann Hinrich Steinhagen und dessen Ehefrau Anna Maria geb. Evers. Am 29. November 1782 heiratet er Jochim Schröders 1760 noch in Kirchdorf geborene Tochter Anna Maria, die den Hof mit in die Ehe einbringt. Zwar hinterließ Jochim Schröder auch zwei Söhne; diese waren aber bei seinem Tod im Jahr 1791 erst zehn und sechs Jaahre alt und damit zu jung, um den Hof zu übernehmen. Jochim Steinhagens Sohn David übernimmt später den Hof. |
David Steinhagen | 1813-
1840 | → Sohn des vorigen Geboren wird David Steinhagen am 27. März 1788 in Gollwitz. Er heiratet am 19. November 1813 Anna Maria Schwarz aus Vorwerk. Zwischen 1018 und 1827 bekommt das Paar sieben Kinder und David wirtschaftet bis etwa 1840 auf Hof III. Dann gibt er aus bisher unbekannten Gründen die Hofstelle ab und zieht nach Kirchdorf. Möglicherweise hatte er sich verschuldet und musste den Hof abgeben, denn in Kirchdorf wird er später nur als Einwohner und bei seinem Tod gar nur noch als Einlieger bezeichnet. das würde auch erklären, warum ihm sein zu dieser Zeit bereits erwachsener Sohn nicvht auf der Stelle nachfolgt. David Steinhagen stirbt am 5. Februar 1861 in Kirchdorf mit 73 Jahren. Seine erste Frau war bereits 1828 in Gollwitz verstorben; Sophia Dorothea geb. Brüsehafer, seine zweite Frau stirbt 1883 in Kirchdorf. beiden Ehen entstammten je sieben Kinder. |
Friedrich Wilhelm Neumann | 1842 | → Herkunft unbekannt Über Herkunft, Familienstand und Alter von Friedrich Wilhelm Neumann ist bisher nichts bekannt. Er erscheint nur wenige Male in einigen Akten. Auch ist bisher nicht bekannt, wann er genau den Hof übernahm und wie |
Anton
August Peters | nach 1842- um 1848 | → aus Niendorf Anton August Peters war ein Sohn des Niendorfer Mühlenmeisters Joachim Jacob Peters und dessen Ehefrau Magdalena Catrina Christina geb. Kross. Seine Eltern waren 1795 nach Poel gekommen, wo der Vater die Niendorfer Windmühle übernahm. Geboren wird Anton August Peters am 5. Juli 1817 in Niendorf. Als er am 27. November 1848 in Wismar Anna Agneta Evers heiratet, hat er die Gollwitzer Stelle schon nicht mehr inne. Verheiratet war Anton August Peters nacheinander mit zwei Töchtern des Erbpächters Peter Evers von Hof V in Malchow. Anton August Peters stirbt am 12. Februar 1859 als Pächter in Neuburg bei Wismar. |
... Wachenhusen | um 1852 | → aus Wismar Nachfolger von Peters wird ein gewisser Wachenhusen. Sein Vorname ist bisher nicht bekannt. In Frage kommen aber nur zwei Personen, nämlich: 1. Carl Wachenhusen, Brennereibesitzer in Wismar, * ebd. am 16. März 1793, † ebd. am 16. Januar 1867 oder 2: dessen Sohn Anton Ludwig Friedrich Karl Wachenhusen, Brennereibesitzer, * 13. Juni 1831 in Wismar, † ebd. 25. August 1897. Ab wann und wie lange Wachenhusen die Hofstelle besaß, ist unklar. Nach 1852 verkauft Wachenhusen Hof III an Heinrich Steinhagen von Gollwitz II, der diesen mit mit seiner Stelle vereint. Dadurch hört Hof III als wirtschaftlich selbständiger Hof auf zu existieren. |
Gollwitz Hof III - ein klassischer Dreiseitenhof mit Scheune und Großviehstall (Zustand 1930er Jahre)
Resthof Gollwitz III - erhalten sind noch Wohn- und einige Wirtschaftsgebäude (Zustand Mitte der 1990er Jahre)
Ansicht der (Rest)Hofanlage III in den 1960er Jahren mit zwei nach 1945 erbauten Siedlerhäusern. Bild zusammengesetzt aus zwei alten Farbdias.