Eberhard Poppelbaum, Jahrgang 1935 und Sohn des Eigentümers Poppelbaum in Timmendorf berichtete mir in einem Brief über die letzten Kriegstage und folgende Enteignung des väterlichen Gutes aus eigenem Erleben:
“Da mein Vater als sog. Sonderführer in Russland war, er hatte hier die Verpflegung einzelner Truppenteile sicherzustellen, musste mein Onkel, Karl-Ludwig Evers die Landwirtschaft übernehmen. Wir hatten die auf Poel bekannten Familien Will und Wieck als Tagelöhner zur Hilfe sowie einige russische Kriegsgefangene. Anfang Mai kamen russische Truppen mit einem solchen Kriegsgefangenen auf die lnsel und besetzten unser Wohnhaus. Weil angeblich unser Onkel Schuld am Tod seines Vaters war, dieser fiel indes rückwärts von der Drillmaschine und verletzte sich tödlich, erschoss ein russischer Kommissar ihn im Keller. Wir begruben ihn erst einmal am Gartenzaun und später im Familiengrab in Kirchdorf. Wegen der im Haus hausenden Russen gingen wir mit unserem treuen Kindermädchen nach Kirchdorf zu dem mit uns befreundeten Bäcker Groth. Als sie es verlassen hatten, kehrten wir zurück, suchten aber, da es so gut wie unbewohnbar geworden war, Quartier bei Kleingarns in Brandenhusen. Hier war es für uns Kinder ein Abenteuer, die Straße zum Gehöft zu überwachen, wenn russische Offiziere mit einer Kutsche anfuhren, um die 'Gesellschaft' mit Frauen zu suchen. Bei Dunkelheit gelang es jedoch nicht immer, rechtzeitig Frauen und Mädchen zu warnen. Einige Zeit hatten sich auch etwa 10 Soldaten mit einem Maschinengewehr einquartiert, um die die über die Kirchsee nach Wismar fliehenden lnsulaner abzufangen. Als es allgemein ruhiger geworden war, kehrten wir nach Timmendorf zurück. Hier kam Anfang/Mitte Oktober der Gemeindebote auf den Hof und erklärte unserer Mutter mit belegter Stimme, wir hätten binnen 24 Stunden im Umkreis von 20 km Haus und Hof zu verlassen; dies geschah auf allen Höfen bei Landwirten mit mehr als 100 ha und nicht nur auf Poel sondern in der gesamten SBZ. So zogen wir dann mit einem kleinen Handwagen über die Brücke von Fährdorf in das Haus Rostocker Straße 25 in Wismar, das unserem Vater und seiner Schwiegermutter wie deren beiden Geschwistern Magdalene und Wilhelm Kienappel gehörte. Hier konnten wir noch die Familie von Peter Steinhagen mit aufnehmen. Als Gerüchte auftauchten, die ,,Junker und Feudalherren" würden nach Thüringen oder Sibirien umgesiedelt, suchten wir einen weiteren Hof von Kleingarns in Lockwisch nahe Lübeck auf und gingen mit Hilfe eines Führers von hier aus des nachts über die Grenze in die Stadt. Die Familie Steinhagen und der alte Steinhagen/Kaltenhof schlossen sich an. Endstation war dann nach 2 Tagen das Haus unserer Großeltern in Hannover.”