make a site for free

EVERS

auf Poel seit 1519

Die EVERS gehören zweifellos zu den uralten und großen Poeler Familien und waren schon lange vor dem 30jährigen Krieg auf der Insel ansässig. Aufgrund der spärlichen Quellenlage vor 1709 ist es allerdings nicht möglich, die verschiedenen Evers-Familien auf einen gemeinsamen Stammvater zurückzuführen. Vielleicht gab es diesen auch gar nicht und die Familien sind möglicherweise unterschiedlicher Herkunft. Einige dieser Familien brachten es dabei in den vergangenen Jahrhunderten zu großem Einfluß und Wohlstand. Die verschiedenen Evers-Familien saßen als Hausmänner, später Erbpächter bzw. Eigentümer auf Wangern, Brandenhusen, Vorwerk, Malchow und Fährdorf. Vielfach bestanden verwandtschaftliche Beziehungen zu den anderen großen Poeler Familien wie den Lembke, Beyer, Steinhagen, Wegener, Vieth und anderen. Im 19. Jahr-hundert dehnten einige Hofbesitzer aus der Familie ihren Besitz auch auf dem Festland aus, indem sie dort Güter pachteten. Einige Evers wurden erfolgreiche Kaufleute, Gelehrte oder Politiker. Die heute noch auf Poel vorkommenden Evers lassen sich auf den in Wangern ansässig gewesenen Hausmann Hinrich Evers zurückführen, der dort nachweislich seit mindestens 1739 lebte. Auch seine familiäre Herkunft ist unklar. 

Zur Herkunft der Poeler EVERS

Nach einer alten Sage strandete einst ein holländisches Schiff in der Warnowmündung. An Bord dieses Schiffes sollen drei Brüder namens Evers gewesen sein. Jener Sage nach gründete einer der Brüder Warnemünde, nach dem zweiten wurde Evershagen benannt und der dritte schließlich soll sich auf der Insel Poel niedergelassen und dort das heute noch auf der Insel vorkommende Geschlecht Evers begründet haben. So schön diese Geschichte auch klingt - es bleibt eine Sage und niemand weiß, wie viel Wahrheit in ihr steckt. Neben dieser Sage gibt es aber auch ernsthafte, wenn auch noch unbewiesene Theorien zur Herkunft der Poeler Evers. Eine Theorie besagt, dass die Mecklenburger und damit auch die Poeler Evers vom Everdes-Hof in Etteln bei Paderborn, also aus Ost-Westfalen stammen könnten. Hiernach ergibt sich nach Auswertung der heutigen sowie der verschiedenen historischen Schreibweisen sowie der Häufigkeit des Namens Evers (Ewers, Ebbers, Evers, Evert, Ewert) neben der Ost- und Nordsee ein weiteres Verbreitungszentrum um Paderborn. Ein weiterer Familienname, nämlich Böddeker gibt dieser Theorie den Grund, warum die Evers in Mecklenburg aus Westfalen stammen könnten. Denn der Familienname Böddeker bezieht sich auf die Herkunft von Böddeken. Um 850 wurde das Kloster Boeddeken als Kanonissenstift gegründet und der Everdes-Hof war der erste dokumentierte Meier-Hof des Klosters. Seine erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1353, als das Kanonissenstift in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet. Der Familiennamen Böddeker ist aber auch in Mecklenburg vor 1500 dokumentiert. Deshalb scheint es möglich, dass Leute von Böddeken vor 1500 nach Mecklenburg aussiedelten. Die Frage ist nun, ob auch die Evers von Etteln vor 1500 nach Mecklenburg siedelten. Möglicherweise liegt die Antwort in der Einwohnerliste von Pieverstorf. Denn in Pieverstorf lebten vor 1500 Mitglieder einer Everdes-Familie mit Böddekers, die offen-sichlich aus Böddeken kamen. Man kann vermuten, dass die Everdes und Böddekers gleichzeitig nach Pieverstorf kamen. Das „-des“ im Namen Everdes entspricht einem Genitiv und bezeichnet eine Zugehörigkeit, ähnlich wie im Namen Cordes. Auch die Poeler Evers schrieben sich lange als Everdes - bis ins 17. Jahrhundert, dann als Ewers und nun als Evers. Die Ebbers um Paderborn stammen auch vom Everdes-Hof in Etteln. Noch heute leben Evers in Etteln; der Everdes-Hof selbst aber wurde bei einem Brand zerstört und auch das Land ist längst nicht mehr im Besitz der Familie Evers. Eine weitere Möglichkeit ist eine friesische Herkunft der Mecklenburger Evers. Denn auch hier liegt ein deutliches Verbreitungszentrum des Namens. Zudem geht die Fachliteratur beim Familiennamen Evers (auch Evert, Evertz, Everdes usw.) von einem eindeutig niederdeutschen Ursprung aus und ist lt. dieser Quellen ein aus dem Vornamen Eberhard entstandener Name. Der erste Evers auf Poel begegnet uns in den Quellen bereits im frühen 16. Jahrhundert. In einem Amtsregister von 1519 erscheint erstmals ein Clawes Everd zu Gollwitz, im Amtsregister 1524 ebenda wohl derselbe als Claws Everth. Ob schon vor 1519 Evers auf Poel ansässig waren, lässt sich nicht mehr sagen, da für diese frühe Zeit bisher die Quellen fehlen.

Die Oberschulzen-Familie Evers in Brandenhusen

Von besonderem Interesse ist die Brandenhusener Familie Evers, die dort seit mindestens 1565 ansässig war. In diesem Jahr erscheint erstmals Claus Evers in den Steuerlisten, in denen er bis 1599 mehrfach erwähnt wird. Im Jahr 1579 wird sein Alter mit 40 Jahren angegeben und dass er „dort“ geboren sei. Mutmaßlicher Sohn dieses Claus wird Hinrich Evers gewesen sein. Erwähnt wird er in einem Aktenstück des Stadtarchivs Lübeck. Dort heißt es zu ihm: „…40-jähriger Oberschulz zu Brandenhusen, auf der Insel Pöle, Lübeckischen Distrikts, Efr. Lucia Randau, Matthias Pred. Zu Kirchdorf auf Pöle“. Diese Quelle verrät uns neben Hinrichs Amt und Amtsdauer auch den Namen seiner Ehefrau. Sie hieß Lucia und war die Tochter des Poeler Pastors Matthias Randau bzw. Randow . Selbiger war von 1597 bis 1631 Pastor der Insel und hatte neben seiner Tochter Lucia noch einen Sohn Johannes, der um 1600 geboren wurde und 1631 das Amt vom Vater übernahm. Diese Angaben lassen die Schätzung zu, dass Hinrich Evers etwa um 1580/90 geboren sein mag. Hinrich ist somit auch der erste Evers, der in den Quellen als Oberschulze der „Lübischen“ Dörfer benannt wird. Ab Hinrich wurde das Oberschulzenamt nachweislich über Jahrhunderte in der Familie vom Vater an den (ältesten) Sohn „vererbt“, vielleicht war aber auch schon Hinrichs Vater Claus Oberschulze, denn in der Poeler Kirche existierte einst eine vom Brandenhusener Oberschulzen im Jahr 1594 gekaufte Grabstätte. Als Oberschulzen nahmen die jeweiligen Amtsinhaber stets eine privilegierte Stellung unter den Dorfbewohnern der Lübischen Dörfer ein. So wurde ihm beispielsweise eine gewisse Steuerbefreiung bzw. -entlastung gewährt. Eingesetzt wurde der „Lübische“ Oberschulze vom Heiligen-Geist-Hospital zu Lübeck, dem die vier Poeler Dörfer Wangern, Weitendorf, Seedorf und Brandenhusen seit dem 14. Jahrhundert gehörten. Vereidigt wurde er in Lübeck. Die eigentliche Verwaltungsarbeit wurde vom Vogt des Heiligen-Geist-Hospitals erledigt. Dieser reiste i. d. R. einmal jährlich mit seinem Schreiber zu den Poeler Besitzungen und hielt im Bedarfsfall auch Gericht vor Ort. Der Oberschulze hingegen war als Mann vor Ort zuständig für die Umsetzung der aus Lübeck empangenen Anweisungen, sammelte die Abgaben ein, vertrat die vier Lübischen Dörfer in Kommunalangelegenheiten, hatte im Bedarfsfall mit den Amtsleuten des schwedischen Teils der Insel zu verhandeln und über dies alles regelmäßig Bericht zu erstatten. Zudem übte er die niedere Gerichtsbarkeit aus. Auch musste er den Vogt, wenn dieser auf Poel weilte, beherbergen und verköstigen.  

Hinrich Evers hatte zwei bekannte Söhne, nämlich Peter und David. Während David als jüngerer der beiden das Geschlecht in Wismar fortpflanzte, blieb Peter auf Poel und beerbte seinen Vater später im Amt des Oberschulzen. In der Poeler Inselkirche hängt noch heute ein aus Messing gefertigter Kronleuchter, den der Oberschulze Peter Evers im Jahr 1656 der Kirchengemeinde stiftete. Die Aufschrift lautet: “Gott zu Ehren und der Kirche zu Pöhl zur Zierde hat Peter Evers v. Branhusen diese Crone verehret. Anno 1656”. Peter war also der nachweislich zweite „Lübische“ Oberschulz aus der Familie Evers. Ihm folgte sein Sohn Asmus im Amt, gefolgt von Peter. Peter wurde wohl irgendwann um 1670 geboren. Er trat als Oberschulze u. a. auch beim Hexenprozeß gegen die Poeler Einwohnerin Lucie Bernitt als Beisitzer in Erscheinung. Er war verantwortlich für deren Festsetzung in Brandenhusen, wohnte den Verhören bei und befragte die Angeklagte auch selbst. Der Prozeß und die Urteilsverkündung fanden unter freiem Himmel vor seinem Gehöft statt. Peter starb um oder kurz vor 1709 und seine Witwe heiratete 1710 einen Jochim Schröder, der als Interimswirt nicht nur den Evers´schen Hof übernahm, sondern für eine kurze, nicht bekannte Zeit auch das Oberschulzenamt. Jochim Schröder starb 1716. Für die Jahre 1713 und 1714 ist der der Seedorfer Claus Winter als Oberschulze belegt, denn er wird in einigen Kirchenbucheinträgen ausdrücklich als solcher bezeichnet! Winter starb im August 1714. Hier ergibt sich eine Lücke in der Folge der Oberschulzen, denn für die Zeit ab 1714 bis etwa 1721 kann Peters Sohn Peter das Amt noch nicht ausgeübt haben, da er noch zu jung und zudem unverheiratet war. Auch geben die Poeler Kirchenbücher, die sich für jene Zeit äußert inhaltsreich darbieten, keinerlei Hinweise darauf, wer das Oberschulzenamt in der fraglichen Zeit ausgeübt haben könnte.  

Peter Evers, der Sohn, heiratete vor 1722 eine Anna Maria und wird das Oberschulzenamt wohl ab dieser Zeit ausgeübt haben. Mit seiner Frau hatte er 12 Kinder. Als Peter aber 1744 im besten Mannesalter stirbt, ist das Amt des Oberschulzen erneut vakant, denn Peters ältester Sohn starb schon 1731 als Kind und seine beiden hinterlassenen Söhne waren noch minderjährig. Anna Maria heiratete darauf 1745 als Witwe Georg Friedrich Göttsche und versuchte nun, der Familie das Oberschulzenamt und die damit verbundenen Privilegien zu erhalten. Dies gelang ihr vorerst aber nicht, da der Vogt des Heiligen-Geist-Hospitals - gegen den Willen der Lübischen Bauern - den Weitendorfer Hausmann Hans Wegener als Oberschulze einsetzte. Als er am 10. April 1745 vereidigt wird, legt er folgenden Eid ab, der so oder in ähnlicher Form auch für seine Vorgänger und Nachfolger gegolten haben dürfte:  

"Ich schwöre zu Gott dem Allmächtigen einen körperlichen Eid, daß ich E. E. Rath der Stadt Lübeck und Vorstehern des Hospitals zum Heiligen Geist getreu, hold und gehorsam seyn und das mir aufgetragene Amt eines Oberschulzen auf den Dorfschaften Lübischen Antheils auf Pöhl mit aller Treue und Redlichkeit verwalten, was mir vom Voigt und Schreiber auf E. H. Vorsteher Befehl und in deren Namen auferleget wird, gehorsamblich ausrichten, der Dorfschaften Schaden nach Möglichkeit abwenden, und von allen schädlichen Vorfällen in Zeiten berichten will. So wahr ... iuravit Hans Wegener 10. April 1745".

Wenige Jahre später, um 1755 wird Göttsche dann doch Oberschulze und bleibt dies offenbar bis zu seinem Tod 1786. Er zog die neun Kinder, die Peter hinterließ, als Stiefvater auf, von denen noch eines starb. Alle anderen, darunter auch sein späterer Amtsnachfolger Jochim Hinrich Evers, erreichten das Erwachsenenalter.

Jochim Hinrich Evers war der sechste Oberschulze aus der Familie. Er heiratet 1760 Anna Maria. Interessanterweise war diese eine Tochter jenes Hans Wegener, der 15 Jahre zuvor als Oberschulze eingesetzt wurde! Auch Jochim Hinrichs ältere Schwester heiratete, und zwar 1750 Detlof Göttsche, den Bruder ihres Stiefvaters! Wann Jochim Hinrich Oberschulze wurde, ist nicht ganz klar. Wenn man der damaligen Tradition folgt, übernahm der Sohn den väterlichen Hof erst nach seiner eigenen Heirat. Doch gab es auch oft genug Abweichungen von dieser Praxis, wie die Quellen belegen. Im Poeler Kirchenbuch erscheint Jochim Hinrich erstmalig 1787 als Oberschulze. Mit seiner Frau hatte er fünf Kinder, die ihn alle überlebten. Darunter auch Peter (* 1765), der später der siebte und letzte Oberschulze aus der Familie werden sollte.

Peter Evers wurde 1765 wie seine Vorfahren auf dem Brandenhusener Schulzenhof geboren. Er heiratete 1792 Anna Agneta Wegener, die aus dem benachbarten Weitendorf stammte. Als Enkelin des schon mehrfach erwähnten Hans Wegener war sie auch die Cousine ihres Mannes. Das Paar hatte acht Kinder, die alle das Erwachsenenalter erreichten und heirateten. Vater Evers starb aber schon 1809 mit 44 Jahren. Stiefvater der noch unmündigen Kinder wurde Anna Agnetas zweiter Mann Hans Daniel Evers. Er war ein ein entfernter Cousin des Verstorbenen. Hans Daniels Ende war tragisch. 1837 ,,litt [er] seit einigen Monaten an einer Geisteskrankheit, begab sich daher zu seiner Schwester, der Ehefrau des Lootsen David Steinhagen in Timmendorf, hier erschoß er sich im Anfalle seiner Schwermuth“

In Peters Lebenszeit fällt auch ein wichtiges politisches Ereignis, das er wenige Jahre vor seinem Tod noch erleben durfte. Denn 1803 kamen die Besitzungen Schwedens durch den Pfandbvertrag von Malmö wieder an Mecklenburg. Auch die „Lübischen Dörfer“ wurden der restlichen Insel wieder zugeordnet und somit war das Amt des Oberschulzen für diese Dörfer obsolet geworden und verschwand vermutlich um das Jahr 1806. Das Oberschulzenamt bestand in Folge aber für die gesamte Insel weiter, wurde aber nicht mehr von den Evers ausgeübt. Endgültig verschwand das Oberschulzenamt erst zu Beginn den 20. Jahrhunderts.

Jochim Hinrich Evers wurde als Sohn des letzten Oberschulzen 1792 in Brandenhusen geboren. Verheiratet war er mit der Gollwitzer Hausmannstochter Anna Maria Steinhagen. Zu seiner Zeit geschahen weitere einschneidende Veränderungen. Denn als zu Beginn des 19. Jhdts. die Mecklenburgischen Behörden versuchten, die alten Gewohnheitsrechte der Lübischen Bauern aufzuheben und dem restlichen Land rechtlich anzugleichen, verteidigten diese ihre Rechte und erreichten letztlich im Jahr 1877 die Anerkennung als freie Hofeigentümer. Die Bauern des schwedischen Teils der Insel wurden ab 1830 nur Erbpächter. Ebenfalls in diese Zeit fiel eine umfassende Veränderung der Siedlungsstruktur. Die Separation der Feldmarken führte dazu, dass nun jeder Hof eine zusammenhängende Ackerfläche bekam. Die angestammten Höfe wurden verlassen und abgebrochen und in der zugeteilten Feldmark neu errichtet. Dadurch verschwanden die meisten alten Hallenhäuser und man errichtete die neuen Hofstellen als moderne Drei-Seiten-Höfe. So entstanden auch die sogenannten Ab- oder Ausbauten. Auch der Evers-Hof in Brandenhusen wurde den modernen Bedingungen angepasst und umgebaut, blieb aber an der alten Stelle. Evers´ Nachbar Hans Wegener hingegen verlegte seinen Hof vor 1877 etwa 1 km nach Osten. Seither stellt sich das Evers´sche Gehöft als Einzelgehöft dar. Jochim Hinrich war „nur noch“ Schulze des Dorfes Brandenhusen. Er setzte seinem Leben 1862 „in Schwermuth“ selbst ein Ende. Sein Sohn Ernst (* 1840), Erbpächter und Schulze, war der letzte seines Geschlechts auf Brandenhusen. Auch er war mit einer Wegener verheiratet. Von den gemeinsamen elf Kindern übernahm keines den elterlichen Hof. 

                                                                                              

Mobirise










Das nebenstehende Wappen wurde von dem von Poel stammenden Lübecker Evers-Zweig geführt. 

Mobirise

Impressum | Datenschutz | Kontakt
© Copyright 2022 Dirk Schäfer